Vorschlag der Grünen – Tourismus zur Armutsbekämpfung nutzen

Die Bundesregierung soll den nachhaltigen Tourismus fördern, um dadurch zur Bekämpfung der Armut und zum Umweltschutz in den Entwicklungsländern beizutragen. Dies verlangen Bündnis 90/Die Grünen in einem Antrag. Neben der Förderung von Pilotprojekten solle zusammen mit der Tourismuswirtschaft mehr Gewicht auf ökologische und soziale Verbesserungen im Massentourismus gelegt werden. Die Abgeordneten setzen dabei auf ein Zusammenwirken der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit der Tourismuswirtschaft in Form von Entwicklungspartnerschaften. In den Tourismusregionen der jeweiligen Partnerländer sollten regionale Wirtschafts- und Versorgungskreisläufe gefördert werden, um so die Wertschöpfung zu erhöhen und die indirekten ökologischen Lasten durch die Versorgung der Touristen zu senken. Das Leitbild der nachhaltigen touristischen Entwicklung solle bei der Ausbildung in den Tourismusberufen, vor allem der Reiseverkehrsberufe, übernommen werden. Die Fraktion regt dazu eine entsprechende Qualifizierungsoffensive gemeinsam mit der Tourismuswirtschaft an. Zur Begründung heißt es unter anderem, die Welttourismusorganisation rechne im Jahr 2020 mit weltweit 1,6 Milliarden Ankünften von Touristen. Die Reisenden würden dabei geschätzte zwei Billionen US-Dollar ausgeben. Begünstigte dieser Entwicklung seien in erster Linie die Entwicklungs- und Schwellenländer. Die dort registrierten Touristenankünfte aus dem Ausland hätten bereits 2004 einen Anteil von 36 Prozent am weltweiten Gesamtvolumen ausgemacht. Das Wachstum des Tourismus muss nach Auffassung der Abgeordneten so gestaltet werden, dass die lokale Bevölkerung nicht beeinträchtigt und Wasser, Böden, Landschaft und Kulturgüter nicht überbeansprucht werden. Die Entwicklungszusammenarbeit müsse auch die Aspekte der traditionellen Kultur und Identität in den Zielländern bedenken und sich für einen Tourismus einsetzen, der respektvoll mit fremden Kulturen umgeht. Frauen und Kinder seien vor sexueller Ausbeutung zu schützen. In der deutschen Entwicklungszusammenarbeit müsse der Tourismus eine größere Rolle spielen, heißt es weiter. Zwar würden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung derzeit weltweit nachhaltige Tourismusprojekte mit rund 5,5 Millionen Euro unterstützt, doch entspreche dies nur knapp 0,15 Prozent des gesamten Jahresetats, schreiben die Abgeordneten.